Wann: 14.05 bis 16.05
von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Wo: Mariahilferplatz
Wer: Matthias Auer
Beschreibung
Die Ansichtskarte ist ein Objekt das vor allem auf Reisen gekauft und verschickt wird. Die Versender wollen Freunden oder Bekannten einen Eindruck von der Landschaft vermitteln, in der sie sich soeben auf Reise befinden. Zumeist werden auf diesen Ansichtskarten charakteristische Sehenswürdigkeiten, Landschaften und kulturelle Ereignisse abgedruckt, also die schönen Seiten der Gegend. Dadurch, dass die Bildseite durch einen Spiegel ersetzt wird, ist das Bild das der Betrachter zu sehen bekommt, die Reflektion seines Gesichts und die hinter ihm liegende Umgebung. Aufgrund der pandemischen Situation ist die Bevölkerung aufgerufen Reisen ins Ausland zu unterlassen. Diese Einschränkung, die Unmöglichkeit, neue Gegenden und Kulturen zu erfahren, wirkt auf viele Personen belastend, da sie den Luxus, mindestens einmal im Jahr Reisen außerhalb Österreichs zu unternehmen, gewohnt sind und nicht missen möchten. Außerhalb der alltäglichen Topographie ist der Mensch auch in seinen Handlungen, Denkweisen und seiner Erfahrungslust gewillt, sich aus sich herauszuwagen, bereitwillig neue Erfahrungen zu sammeln, mit ihm fremden Menschen, offener in Kontakt zu treten usw. Da die Situation der Pandemie es verlangt, wurde diese Ausflucht aus dem Alltäglichen und die Öffnung für neue Erfahrungen, das Schöne und das Fremde zu erforschen, gehemmt. Die Introspektion allerdings, wurde zwangsläufig durch das georderte Isolieren und sich allein Unterhalten gefördert. Aufmerksam gemacht soll unter anderem auf diese „innere Reise“, auf die jeder Einzelne sich begeben hat bzw. sich noch befindet. Die Falten, die blasse Haut und der Blick der Augen hat sich an vielen Menschen während dieser unwirklich scheinenden Situation verändert. Für viele, ist diese Veränderung in der morgendlichen Betrachtung im Badezimmerspiegel allerdings, oft nicht wahrnehmbar. Der Betrachter dieser Postkarte soll dementsprechend dazu angeregt werden die „innerliche Reise“, die Introspektion zu erkennen, zu schätzen und wenn möglich in einem positiveren Licht, eben als Reise zu betrachten. Zudem gibt der Spiegel auch die Sicht auf die gegenwärtige Umgebung frei. Die sonst auf Ansichtskarten mühevoll inszenierten und abgebildeten Sehenswürdigkeiten und Landschaften, sind jetzt die Stadt Graz, die in den meisten Fällen Heimatstadt der Betrachtenden ist. Diese gehen beinah täglich durch dieselben Straßen, Gassen und Plätze, und so gewohnt wie er seinen Weg nimmt, betrachtet er seine Umgebung kaum, oder nimmt sie neutral oder gar mit Abneigung wahr. Durch den Postkartenspiegel soll nun dazu angeregt werden, darüber nachzudenken, inwieweit sich die Schönheit in dieser gewohnten Umgebung darbietet. So wie die Altstadt von Brügge zum Beispiel für die dort Ansässigen banal geworden ist, so ist es auch die Stadt Graz bzw. die Gegend, in der man sich Tag für Tag wiederfindet für viele banal geworden. Man erkennt das Schöne, das sich in architektonischen Details, gesellschaftlichen Konventionen oder Straßenkreuzungen finden lässt, nicht mehr so, wie sie ein Tourist erkennen kann. Das Schöne findet sich überall, auch wenn es noch so gering und klein erscheint. Es ist überall, man muss sich nur die Mühe machen es auch zu erkennen bzw. erkennen zu wollen. Die Postkartenspiegel sollen also auch dazu anregen, darüber nachzudenken, ob man sich die Mühe machen will, bzw. inwieweit diese Mühe mühsam sein muss.
Die Spiegelpostkarte kann auch – fast – wie eine normale Postkarte verschickt werden. Sie sollte eingepackt werden, um dem Postdienst unnötige Kehrereien zu ersparen. Durch das Verschicken dieser Postkarte können somit die bereits angedeuteten Effekte erzielt werden und zudem mitgeteilt werden, dass der Empfänger dem Absender viel bedeutet, sich an den Empfänger erinnern möchte und dass er die Reise des Lebens die der Absender im Begriff ist zu unternehmen entscheidend mitgeprägt hat.
Last modified: 19. April 2022